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Vielen herzlichen Dank an Judith Duller-Mayrhofer für diesen tollen Bericht in der Yachtrevue 8/2020.

Beständiger Begleiter
Jubiläum. Vor 60 Jahren lief im Hafen von Saint-Jean-de-Luz der erste 420er vom Stapel. Er entwickelte sich zu einer international weit verbreiteten Jugendklasse und konnte seine Stellung bis heute behaupten.

Er ist ein waschechter Franzose, geboren und aufgewachsen im Golf von Biskaya. Yachtdesigner Christian Maury zeichnete die Linien des 420er im Auftrag einer großen örtlichen Segelschule; gesucht war ursprünglich eine leistungsstarke Jolle für Fortgeschrittene, geeignet zum Regatta-Segeln und die Weiterentwicklung der technischen Fertigkeiten fördernd. Maury schuf einen harmonischen Rumpf mit der namensgebenden Länge von 4,20 Metern, einen 6,26 Meter hohen Mast sowie eine Beseglung mit Fock und Groß. Der erste 420er der Geschichte wurde im Jänner 1960 in der französischen Werft Lanaverre gebaut, in deren Diensten Maury Zeit seines Lebens stand und deren Besitzer Lucien Lanaverre als Pionier in Sachen Kunststoffverarbeitung im Yachtbau galt. Bald stellte sich heraus, dass der 420er nicht nur für geübte Segler geeignet war, sondern eine sehr viel breitere Zielgruppe ansprach. Crews mit unterschiedlichem Kenntnisstand und Gesamtgewicht fanden Freude an der agilen Zwei-Personen-Jolle und so lief eine Serienproduktion an. Zunächst entstanden in Frankreich beachtliche Felder, nach und nach folgten Flotten in weitere Nationen. Zusätzlich befeuert wurde die Entwicklung durch das Aufkommen der olympischen 470er-Klasse: Der 420er stellte dafür eine ideale Vorstufe dar und so nahmen ihn zahlreiche internationale Verbände als Jugendklasse in ihr Programm auf.

1971 erfolgten entscheidende Weichenstellungen. Der 420er wurde mit Trapez und Spinnaker aufgerüstet, vom Weltsegelverband als internationale Klasse offiziell anerkannt und kam bei den allerersten Youth World Championships, die in Schweden abgehalten wurden, zum Einsatz. Seit damals ist er Fixstarter bei dieser Schlüsselveranstaltung des Jugendsegelsports und hätte die aktuelle Auflage in Salvador, Brasilien, wegen der Corona Pandemie nicht abgesagt werden müssen, wäre er auch heuer wieder dabei gewesen. Der 420er wird mittlerweile von mehreren Herstellern gebaut (mehr als 56.000 Stück waren es seit seiner Geburtsstunde) und hat sich in über 40 Ländern im Nachwuchsbereich etabliert. Viele internationale Superstars haben im 420er eine Zwischenstation gemacht, darunter der Neuseeländer Peter Burling, der Deutsche Jochen Schümann oder der Brite Mathew Belcher.

Lernen auf vielen Ebenen

Und wo liegt das Geheimnis des anhaltenden Erfolgs? „Der 420er ermöglicht jungen Seglerinnen und Seglern eine fundierte Ausbildung in den Bereichen Bootshandling, Trimm, Taktik, Regatta und Team-Sport“, ist Wolfgang Kobale, Präsident der Klassenvereinigung, überzeugt, „und bietet ihnen eine Vielzahl an Entwicklungsmöglichkeiten, sei es im Breiten- oder Spitzensport.“ Darüberhinaus, so Kobale, nehme das Gemeinschaftsgefühl einen besonders hohen Stellenwert ein: „Im 420er sollen Freundschaften fürs Leben entstehen Wenn die Jugendlichen später mit Freude auf diese Lebensphase zurückblicken, haben wir alle gemeinsam gute Arbeit geleistet.“

In der Vergangenheit scheint genau das immer wieder gelungen zu sein. „Im 420er hatte ich meine lustigste Zeit im Segeln“, denkt etwa Hans Spitzauer, ehemaliger Finn-Weltmeister und mehrfacher Olympiateilnehmer, gerne an seine Anfänge in einer Zwei-Mann-Klasse zurück, „es gab jede Menge Spaß am Wasser und an Land. Und für mich super viel zu lernen. Eigentlich kann ich jedem nur empfehlen, eine Zeitlang 420er zu segeln!“ Auch jenes Duo, das bei den Spielen in Rio die bislang letzte Olympiamedaille für den österreichischen Segelsport geholt hat, war in jungen Jahren (allerdings nicht gemeinsam) im 420er aktiv. Für Tanja Frank, die in dieser Klasse mit Lara Vadlau Jugendweltmeisterin wurde, war der Wechsel vom Optimisten in den 420er ein wichtiger erster Schritt Richtung Olympia, Thomas Zajac lobt den hohen internationalen Standard der Klasse, von dem er laut eigener Einschätzung sehr profitiert hat. „2001, in unserem letzten Jahr, habe ich mit Tommi Czajka alle Schwerpunktregatten und die Jugendmeisterschaften gewonnen, das war eine absolut geile Saison!“, hat auch er beste Erinnerungen an den 420er.

Derzeit leidet die Jolle in Österreich, wie alle anderen Jugendklassen auch, an sinkenden Mitgliederzahlen. „Aber das wird sich in absehbarer Zukunft ändern, weil es im Opti wieder mehr Nachwuchs gibt“, glaubt Wolfgang Kobale. Trotz Corona- Krise gelang es für 2020, ein ansprechendes Programm auf die Füße zu stellen, fünf Regatten, darunter je eine in Kroatien und Ungarn, werden für die Bestenliste gewertet. Diese wird derzeit von Rosa Donner und Sebastian Slivon angeführt. Die 17-Jährige Steuerfrau, die nicht nur einen Jugendmeister-Titel, sondern auch diverse internationale Erfolge vorweisen kann, beurteilt den 420er rundum positiv: „Das Boot ist extrem cool zu segeln, vielleicht nicht so schnell wie ein Skiff, aber dafür hat man die Möglichkeit, strategisch, taktisch und technisch zu wachsen.“ Als Leistungsturnerin und Optimist-Seglerin war sie jahrelang Einzelkämpferin, die größte Herausforderung beim Umstieg vor rund vier Jahren daher die Kommunikation mit ihrem Vorschoter. „Ich war es gewohnt, meine Entscheidungen an Bord im Alleingang zu treffen“, erzählt die Kärntnerin, die im Herbst fix in den 470er wechseln wird, „am 420er musste ich lernen, auf einen Partner einzugehen, seine Meinung zu respektieren und mich mit ihm abzusprechen. Ich glaube, dass das nicht nur im Sport, sondern im Leben überhaupt wichtig ist.“ Und damit liegt sie sicher richtig.
Judith Duller-Mayrhofer

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